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Nr. 1/2009 vom 22.01.2009

Wir freuen uns, Ihnen - wie gewünscht - die neueste
Ausgabe unseres Newsletters übermitteln zu dürfen.
Allen Lesern wünschen wir, dass das neue Jahr - im
Gegensatz zum abgelaufenen - eine positivere Nach-
richtenlage zu bieten hat. Leicht wird auch dieses Jahr
sicher nicht. Aber Glück, Gesundheit und Freude speisen
sich glücklicherweise nicht ausschließlich aus Finanznach-
richten - in diesem Sinne Ihnen alles Gute für 2009!

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In unserem Newsletter-Archiv finden Sie stets die Newsletter der letzten 24 Monate.

Unsere Themen heute:
(klicken Sie einfach die Themen an, die Sie interessieren)

Fisch oder Angel?

Rechenschaftsbericht

Schneebälle mit System

Finanzierung als staatlicher Auftrag?

Fonds-Check: Globale Volatilität als Wert
Das immer wieder verwendbare Zitat (von Heinz Rühmann)

Wer täglich Interessenten und Kunden berät, der kommt ohne ein gutes
Unterstützungs-Netzwerk nicht mehr aus. Wie hilfreich ein Pool, eine Plattform
oder eine Vertriebsgesellschaft eingeschätzt werden, hängt meist vom Grad der
individuellen Unterstützung im Tagesgeschäft ab. Warum versuchen Sie es nicht
mal mit einem "Back-Office" für Ihre Aktivitäten im Bereich offener und
geschlossener Investmentanlagen. Eine Art "Investment-Provider", der Sie
individuell betreut. Informieren Sie sich, was wir für Sie tun können:

ausführliche Informationen über unsere Dienstleistungen
 (einfach anklicken)

 

Fisch oder Angel?

Wenn Du einen Freund hast, dann schenke ihm einen Fisch. Wenn er Dir am Herzen liegt, dann lehre ihn angeln - so ein chinesisches Sprichwort. Lassen Sie uns das neue Jahr mit der Feststellung beginnen, dass uns unsere Kooperationspartner am Herzen liegen. Wir ködern sie nicht, indem ihnen tolle Konditionen anbieten, um ihnen hinterher zu erklären, dass der Provisionserlös so niedrig ist, weil der auf dem Papier so wunderschöne Provisionssatz nun mal mit dem zugrunde zu legenden Umsatz zu multiplizieren ist. Nein, wir lehren sie angeln.

Diese Botschaft ist niemals einfach rüberzubringen. In guten Börsenzeiten deshalb nicht, weil eine gute Leistung unter vielen augenscheinlich besseren Leistungen kaum Chancen hat, aufzufallen. Wenn dann in der Krise offenbar wird, dass genau diese in guten Zeiten unauffällige gute Leistung eigentlich hervorragend ist, haben Finanzdienstleister häufig gerade ein Problem: Der Markt hat ihnen just mal wieder ihre Bestandsprovisionen halbiert. Unter diesem Aspekt ist die Botschaft, vom verbleibenden Rest nun auch noch einen größeren Anteil als bisher abzugeben, nicht gerade wohlklingend.

Was tun? Verschiedene Möglichkeiten stehen zur Wahl.

  • Möglichkeit 1 - Abwarten. Irgendwann wird der Bestand schon wieder wachsen und dann fällt es ja viel leichter, ein wenig mehr von der Bestandsprovision abzugeben. Natürlich die einfachste Möglichkeit, denn man muss ja erst mal nichts tun. Leider tut sich auch nicht viel, wenn man nichts tut.

  • Möglichkeit 2: Den größten Fisch suchen. Will sagen, man spricht mit möglichst vielen Pools und Vertriebsgesellschaften, die man so gut es geht gegeneinander ausspielt. Irgendjemand wird der Versuchung schon erliegen und bessere Konditionen als bisher bieten. Leider ergibt sich daraus meist keine Besserung, denn wer keine besseren Argumente als noch bessere Konditionen zu bieten hat, der hat es entweder nötig (das könnte sich schon bald rächen, wenn bspw. der Insolvenzverwalter demnächst erklärt, warum es jetzt erst mal gar keine Provision mehr gibt) oder er spart an allen Ecken und Enden, um trotz der (für Sie) guten Konditionen ausreichend viel zu verdienen.

  • Möglichkeit 3: Man wählt die die Unterstützung beim Angeln. Hätte man dies bereits vor ein paar Jahren getan, dann hätte man in guten Zeiten zwar zunächst etwas geringere Provisionseinkünfte gehabt, diese wären jedoch in den vergangenen eineinhalb Jahren auch nicht halbiert worden. Doch es jetzt anzugehen ist allemal besser, als es erneut auf die lange Bank zu schieben.

Die Frage sollte aber vordergründig gar nicht sein, wie viel von der Provision abgeben werden muss, sondern vielmehr, was für diese Differenz als Gegenleistung geboten wird. Und da wird es schwierig, denn immer wieder hören wir von neuen Kooperationspartnern nach einiger Zeit, dass man sich ja so intensiv die Betreuung durch uns nun aber gar nicht vorstellen konnte.

Liegt es daran, dass wir nicht richtig artikulieren können, wie eine Kooperation mit uns aussieht? Nun, das was wir zu sagen haben, kann - wie die gute Leistung in guten Zeiten (siehe oben) - nicht auffallen, weil viele bunte Hochglanzprospekte ja vermeintlich Gleiches versprechen (dies ist übrigens einer der Gründe, warum wir uns vorgenommen haben, dauerhaft auf Hochglanzprospekte zu verzichten). Es gibt einfach keine Maßstäbe für bestimmte Aussagen. Deshalb ist es auch so verlockend einfach, die Entscheidung für einen Pool oder einen Vertrieb auf die (prozentuale) Provisionshöhe abzustellen. Diese ist wenigstens exakt messbar. Wie aber will man jemandem, der Zeit seines Lebens in Äquatornähe gelebt hat und kein Thermometer kennt, erklären, um wie viel kälter es im Winter auf der Zugspitze ist als in Niederbayern. Für ihn klingt die Beschreibung solange gleich, bis er es erlebt hat.

So kommt es häufig dazu, dass man sich zwar Hilfe beim Angeln wünscht, um dann vielleicht auf einmal festzustellen, dass man eher der Fisch ist, der an der Angel hängt. Damit Sie über die Provisionshöhe hinaus etwas Messbares anhand haben, haben wir 83 Fonds, die wir in der Vergangenheit detailliert vorgestellt und als Baustein für bestimmte Depotstrukturen empfohlen haben, unter die Lupe genommen. Dabei haben wir auch um frühere Empfehlungen, die im Laufe der Zeit aus verschiedensten Gründen aus der Empfehlungsliste eliminiert wurden, keinen Bogen gemacht. Die Zusammenfassung unserer Ergebnisse finden Sie im folgenden "Rechenschaftsbericht".

 


 Rechenschaftsbericht

Viele unserer Kooperationspartner nehmen die individuelle Unterstützung auf Basis unseres "Baukastens" gerne und mit Erfolg in Anspruch. Dieser Baukasten, den wir ursprünglich unter dem Namen "Baukastensystem für risikobewusste Fondsanlagen" bereits mit unserem Newsletter vom Februar 2003 vorstellten, spiegelt die (von AECON-Kooperationspartnern) meistverkauften Fonds sowie Fondsempfehlungen, denen wir zutrauen, dass sie über kurz oder lang einen Platz unter den "AECON-Bestsellern" erobern könnten. Dass wir bei der Auswahl der Fonds mit absoluter Neutralität am Werke sind, versteht sich nicht von selbst, weshalb wir es an dieser Stelle gerne erwähnen.

Manche Empfehlung konnte sich nicht durchsetzen, andere entwickelten sich über die Jahre zu wahren Mega-Sellern. Manche wurden vom Start weg akzeptiert, andere mussten sich ihren Platz erst langsam erobern. Und natürlich gab es auch Fonds, die sich über einen längeren Zeitraum bestens entwickelten und irgendwann enttäuschten, so dass teilweise sogar die Empfehlung zum Austausch dieser Fonds ausgesprochen werden musste.

Insgesamt 83 Fonds sind in dem unseren Kooperationspartnern zugänglichen Bericht enthalten, Um Übersicht zu bewahren, haben wir die Fonds in folgende vier Gruppen aufgeteilt:

  • Gruppe 1: Konservative Misch- und Dachfonds.

  • Gruppe 2: Flexible Misch- und Dachfonds sowie Fonds, deren Strategie auf Ergebnisse (Chance/Risiko) zielt, die von Fonds in dieser Gruppe zu erwarten sind.

  • Gruppe 3: Dynamische Misch- und Dachfonds sowie Aktienfonds und sonstige Fonds, deren Strategie Risiken in Kauf nimmt, die dieser Gruppe zuzurechnen sind.

  • Gruppe 4: Sonstige Fonds, insbesondere Geldmarkt-, Renten- oder offene Immobilienfonds. Da es hier sehr inhomogene Ergebnisse gibt, haben wir auf die Darstellung von Durchschnittszahlen für die sonstigen Fonds verzichtet.

Uns interessierte natürlich einerseits die Wertentwicklung, die wir nicht nur für das Jahr 2008 sondern auch für längere Zeiträume betrachteten. Uns interessierte aber auch, wie sehr Anleger seit Ausbruch der Finanzkrise im Juli 2007 mit dem jeweiligen Fonds leiden mussten. Deshalb haben wir jeweils den höchsten Kursrückgang seit Juli 2008 ermittelt. Zum Schluss wollten wir wissen, wie weit der aktuelle Fondskurs - ggfs. unter Berücksichtigung erfolgter Ausschüttungen - vom (teilweise auch bereits vor Juli 2007 erreichten) historischen Höchststand des jeweiligen Fonds entfernt ist.

Als Vergleichsmaßstab haben wir den EuroSTOXX 50 gewählt, weil uns die exakte Kurshistorie eines MSCI World in Euro nicht vorliegt. Jedoch hat sich der MSCI World insgesamt nicht besser als der EuroSTOXX 50 entwickelt, so dass der Abstand zum Weltaktienindex in der folgenden Tabelle teilweise sogar noch deutlicher ausfallen würde. Natürlich sind wir uns darüber im Klaren, dass ein Aktienindex keineswegs die geeignete Benchmark für flexible oder gar konservative Misch- und Dachfonds sein kann. Aber einerseits taugten im letzten Jahr die meisten Rentenindices (wenn denn ihre Anbieter noch existieren) wegen des extremen Auseinanderdriftens von Staatsanleihen und sonstigen Papieren überhaupt nicht für einen sinnvollen Vergleich. Zudem bietet - wie wir gleich sehen werden - der Vergleich mit der Entwicklung der Aktienmärkte hochinteressante Erkenntnisse.

Durchschnittsergebnis in der Gruppe

Performance p. a. (stand: 31.12.2008)

Rückgang seit Mitte 2007 Abstand zum Allzeithoch
in 2008 3 Jahre 5 Jahre 10 Jahre
Konservative Mischfonds -3,50% 0,87% 2,72% 2,95% 6,58% 5,40%
  -0,96% 0,14% 0,85% - 7,43% 4,72%
Flexible Mischfonds -0,09% 2,36% 8,03% 9,59% 10,59% 6,38%
  .18,93% -7,42% -1,35% - 24,58% 23,65%
Dyn. Misch-/Aktienfonds -17,19% -3,80% 4,41% 6,32% 30,04% 24,51%
  -38,82% -13,63% -2,39% 3,39% 46,80% 44,32%
EuroSTOXX 50 -44,37% -11,90% -2,30% -3,07% 52,48% 46,30%
In der zweiten Zeile (grau unterlegten) sind jeweils die Durchschnittsergebnisse der Fonds aufgeführt, die aus der Empfehlungsliste gestrichen oder gar zum Umtausch empfohlen worden waren.

Wie schwierig das Jahr war, zeigt sich am schlechten Abschneiden der Gruppe der konservativen Fonds. Dies lag nicht etwa an unserer Auswahl der Fonds für diese Gruppe, denn wenn man sich das für diese Gruppe wesentlich in Frage kommende Fondsuniversum anschaut, dann kommt man für das vergangene Jahr zu geradezu grausigen Erkenntnissen.

Durchschnittliche Entwicklungen verschiedener Vergleichsgruppen

Wertentwicklung in 2008

positiv

bis 5% Minus

5% - 10% Minus

mehr als 10% Minus

Mischfonds Global konservativ

7,53%

19,00%

33,69%

39,78%

Mischfonds Europa konservativ

32,14 %

14,29%

32,14%

21,43%

Absolute Return Multi Str. ohne
Verlusttoleranz

17,50%

16,23%

33,87%

32,40%

Absolute Return Multi Str. mit
Verlusttoleranz

28,47%

22,63%

5,11%

43,79%

Absolute Return Single Str. ohne
Verlusttoleranz

23,08%

36,92%

13,85%

26,15%

Absolute Return Single Str. mit
Verlusttoleranz

56,41%

25,64%

0,00%

17,95%

Dach-Hedgefonds

20,00%

0,00%

6,67%

73,33%

Durchschnitt 26,45% 19,24% 17,90% 36,40%

Fast drei von vier Fonds beendeten das Jahr mit einem negativen Ergebnis, jeder zweite davon mit einem Minus von mehr als 10%. Und das ausgerechnet bei der Sorte von Fonds, von denen sich Anleger eigentlich stabile Beiträge in Krisenzeiten erhofft hätten. Demgegenüber hatte jeder zweite von uns empfohlene konservative Fonds ein positives Ergebnis und fairerweise muss man ergänzen, dass das Durchschnittsergebnis in 2008 deutlich besser ausgefallen wäre, wenn nicht bei einem noch recht jungen Fonds eine Beteiligung an einem Madoff-Fonds vorsorglich auf Null abgeschrieben worden wäre.

Die große Überraschung dürften aber die flexiblen Fonds präsentieren. Von den insgesamt 18 Fonds, die wir in diesem Segment auf der Empfehlungsliste führen, gehören sieben zu den 12 bestandsstärksten Fonds aller AECON-Kooperationspartner. Zusammenfassend kann man festhalten, dass diese 18 Fonds im Jahr 2008 den Wert erhalten haben (durchschnittlich 0,09% Minus). Wie wichtig aber auch hier die Streuung ist, zeigt die Bandbreite der Ergebnisse, wobei allerdings nur zwei Fonds ein Minus von mehr als 5% in Kauf nehmen mussten.

Sicher haben die dynamischen Misch- und Dachfonds sowie die Aktienfonds insgesamt auch sehr ordentlich abgeschnitten. Erstaunlich ist aber doch, dass die flexiblen vermögensverwaltenden Ansätze über alle Zeiträume besser abschnitten. Zwar ist die Datenmenge im Bereich der Fünf- und insbesondere Zehn-Jahres-Ergebnisse bislang noch dürftig. Trotzdem wird es viele Leser überraschen, dass die bislang nur vier flexiblen Fonds, die über fünf Jahre im Schnitt mit 8,03% pro Jahr rentierten, in 2008 im Schnitt nur 1,48% an Wert verloren haben. Diese vier Fonds gehören übrigens zu den sieben bestandsstärksten AECON-Fonds und nun wird nachvollziehbarer, wieso wir im letzten Newsletter verkünden konnten, dass es ein gutes Jahr für uns war.

Lassen Sie uns noch ein kleines Rechenexempel anführen, um dem immer wieder angebrachten Argument zu begegnen, dass aktuell die Zahlen ungünstig sind und dass selbstverständlich über längere Zeiträume Aktienfonds die überlegene Rendite aufzuweisen haben. Wenn flexible Mischfonds über die letzten fünf Jahre (davon übrigens dreieinhalb Jahre tolle Aktienjahre!) mit 8,03% rentiert haben, dann wurden aus 10.000 Euro nach fünf Jahren 14.714 Euro. Der EuroSTOXX hat aus 10.000 Euro im gleichen Zeitraum 8.902 Euro gemacht. Um nun in zehn Jahren auf den gleichen Endbetrag zu kommen, müssten folgende Durchschnittsergebnisse pro Jahr erzielt werden:

 

Durchschnittliche jährliche Wertentwicklung über zehn Jahre

Flexible Mischfonds (Start mit € 15.714)

5%

6%

7%

8%

Aktienfonds (Start mit Euro 8.902)

10,41 %

11,46%

12,51%

13,57%

Man kann die Zahlen drehen und wenden, wie man will - es dürfte enorm schwierig sein, den in den letzten fünf Jahren aufgebauten Vorsprung der flexiblen vermögensverwaltenden Ansätze aufzuholen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Abstand sich vergrößert, schätzen wir als deutlich größer ein.

Noch ein paar Zahlen dazu: Der beste globale Mischfonds hat über 10 Jahre ein Plus von 149,94% zu Buche stehen. Der beste globale Aktienfonds brachte es auf nur wenig mehr (157,33%). Der zweitbeste globale Mischfonds liegt über zehn Jahre ähnlich knapp hinter dem Ergebnis des zweitbesten globalen Aktienfonds. Ein Beweis dafür, dass Aktienfonds auf lange Sicht besser rentieren? Mitnichten, denn einerseits gibt es mehr als viermal so viele globale Aktienfonds wie Mischfonds mit Zehn-Jahres-Historie und andererseits können Mischfonds erst seit Inkrafttreten der aktuellen Investmentgesetze vor nunmehr fünf Jahren Finanzinstrumente (bspw. Derivate zur Depotabsicherung) nutzen, die für eine konsistentere Entwicklung und damit durch Verlustbegrenzung für eine Verbesserung der Performance sorgen können. Vom Verhalten der Anleger, die bei den viel stärker schwankenden Kursen der Aktienfonds zu ihrem Nachteil agieren (nach stark gestiegenen Kursen einsteigen und/oder nach stark gefallenen Kursen verkaufen), mal ganz abgesehen.

Wer in diesem Sinne "angeln" lernen will, ist uns willkommen. Gelegenheit zum persönlichen Gespräch bietet ein Besuch bei uns (oder vielleicht auch der FONDSprofessionell-Kongress in der nächsten Woche in Mannheim). Rufen Sie uns doch einfach an - 06033/74627-0.

 

 Schneebälle mit System

Als der in Boston lebende Betrüger Charles Ponzi in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts seine Anleger um ihr Geld (in einer Gesamthöhe von sechs Millionen Dollar) brachte, hatte er bereits zwei Gefängnisstrafen wegen Betrugs und Menschenschmuggels abgesessen. Ponzis neuer Trick: Er versprach seinen Anlegern eine 400%-ige Rendite auf den Verkauf internationaler Antwortscheine der Post. Als er schließlich nicht mehr zahlen konnte, musste er für diesen Betrug für zehn Jahre ins Gefängnis - ein Schicksal, welches auch Bernard L. Madoff sicher scheint. Ponzi gilt als der "Erfinder" des so genannten Schneeballsystems. Aber ist er das wirklich? 

Es lohnt sich, dieser Frage einmal nachzugehen. Wird nicht schon viel länger genau das praktiziert, was ein Schneeballsystem ausmacht, nämlich dass die gezahlten Renditen letztlich aus dem Geld der Anleger selbst - und soweit dieses nicht ausreicht - aus dem Geld neuer Anleger gezahlt werden. Solange das Renditeversprechen überzeugt und alles dafür spricht, dass die Rendite auch tatsächlich gezahlt (oder zumindest auf einem Konto verbucht) wird, gibt es für die Anleger keinen Grund, dem System zu misstrauen. Wer nicht aus zwingenden Gründen sein Geld für anderweitige Verpflichtungen (oder freiwilligen Konsum benötigt, hat keinen Grund, aus dem System auszusteigen, solange alles zu seiner Zufriedenheit läuft.

Bei Charles Ponzi war aufgrund der abenteuerlichen Höhe des Renditeversprechens das relativ schnelle Ende absehbar, denn wenn nur jeder fünfte Anleger sein Geld nach dem ersten Jahr zurückforderte, so war das anfangs eingezahlte Geld bereits verbraucht und musste dementsprechend durch neues Geld kompensiert werden. Nach zwei Jahren stand dann jedoch für die verbleibenden Anleger bereits das 25-fache des Ursprungskapitals zu Buche. Und schließlich lebt der Betrüger davon, dass er sich bevorzugt aus dem Anlegergeld bedient.

Bernie Madoff agierte da geschickter. Einerseits versprach er keine Rendite sondern stellte sie nur in Aussicht. Und nach einigen Jahren musste er schon gar nichts mehr in Aussicht stellen, weil es sich herumsprach, dass er sehr ansprechende Ergebnisse erwirtschaftet. Dabei war sein Renditeversprechen - im Gegensatz zu allen uns bekannten Anlageskandalen - gar nicht so üppig. Es war vielmehr die ungeheure Gleichmäßigkeit der Renditeerwirtschaftung, die begeisterte. Gemessen am rund 18 Jahre alten Fairfield-Fonds waren es im Schnitt der 18 Jahre in etwa 10%, die pro Jahr "erwirtschaftet" wurden. Und da das Geschäft offensichtlich gut lief, konnte in den letzten Jahren die Rendite sogar deutlich gesenkt werden, wobei die durchschnittlich 7% Jahresertrag angesichts deutlich gesunkener Anleiherenditen ja immer noch attraktiv erschienen. Attraktiv vor allem auch in Kombination mit einer extrem schwankungsarmen Wertentwicklung, die - gemessen am Fairfield-Fonds - in 18 Jahren nur 15 Verlustmonate offenbarte. Stets lag der Anleger - wenn überhaupt - um weniger als 1% unter einem zuvor erreichten Höchststand.

Insofern ist der Madoff-Skandal - so paradox es auch klingen mag - für uns Lehrstück und absolute Bestätigung unserer Beratungsphilosophie (wobei diese nicht auf Betrugsabsichten gründet), denn nicht auf Basis hoher Renditeversprechen, die unter erheblichen Schwankungen erzielt wurden (sonst hätte es ja sowieso niemand geglaubt), konnte der größte Anlagebetrug aufgebaut werden, sondern mit durchaus "normalen" Renditen, die jedoch mit geringer Schwankung und offensichtlich geringstem - temporären - Verlustpotential entstanden. Der Rückgang der Jahresrenditen im Falle Madoff wirkte also sogar positiv, da Anleger darin zusätzlich bestätigt sahen, dass die Renditen offensichtlich doch auf eine gewisse Weise mit dem Marktgeschehen korrelierten. Das  wäre noch viele Jahre erfolgreich weiter gelaufen, wenn die Finanzkrise nicht Investoren gezwungen hätte, auf breiter Front Liquidität dort zu besorgen, wo sie vermeintlich noch vorhanden war.

Doch wir wollen uns nicht mit dem Madoff-Skandal beschäftigen (dies haben wir in der letzten Ausgabe ja auch schon ausführlich getan). Vielmehr interessiert uns die Frage, warum Herr Madoff ins Gefängnis muss (um Missverständnissen vorzubeugen: Wir haben keinen Zweifel daran, dass er dort hingehört), während tausende von Bank-Managern, die im Endeffekt - wenngleich mit offensichtlich legalen Methoden - das Gleiche bewirkt haben, vollkommen straffrei, ja ggfs. sogar noch mit obszöner Abfindung aus dem Spiel gehen. Letztlich wurden doch auch hier Anlegern Renditen versprochen, um am Ende festzustellen, dass noch nicht einmal das von den Anlegern eingezahlte Kapital bedient werden kann. Im Gegensatz zum Fall Madoff sprang jedoch - sieht man mal vom verhängnisvollen Fall Lehman Brothers an - der Staat ein. Und genau der ist es auch, der letztlich bestimmt, was legal ist und was nicht. Und damit stellen wir einmal mehr erschüttert fest, dass die Parole "Der Staat sind wir" vor allem dann richtig ist, wenn es ums Bezahlen geht. Ansonsten sind es jedoch die wenigen Politiker, die in der Grauzone zwischen Legalität und Betrug den Trennstrich durch die Erarbeitung und die Beschlussfassung von Gesetzen ziehen.

Und damit sind wir bei einer ganz zentralen Frage: Kann eigentlich ein Staat illegal handeln? Ja, werden Sie nun sagen, denn genau aus diesem Grund werden Regierungen - zumindest in Demokratien - durch Verfassungsorgane kontrolliert. Aber genau genommen sind diese Organe, also bspw. das deutsche Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe, in gewisser Weise natürlich Teil des Staates, da sie nur in den Grenzen der grundlegenden Gesetzgebung des Staates, nämlich der Verfassung, agieren können. So würde die Frage, ob ein Staat Anleihen mit Renditeversprechen ausgeben darf, deren Rendite und deren Rückzahlung aus dem Geld anderer Anleger finanziert werden, im Zweifelsfall gar nicht erst zur Verhandlung zugelassen werden. Doch was unterscheidet diese Praxis denn wirklich vom Madoff-Betrugsprinzip? Richtig: Die Lizenz zum "Gelddrucken" ist ein Staatsmonopol. Dies schließt auch die Lizenz für ein Staatsanleihenschneeballsystem mit ein und offensichtlich verfügen Banken über eine Art "Unter-Lizenz".

Schauen wir uns deshalb mal an, was auf der (englischen) Internetseite von Wikipedia zur Wirkungsweise eines Mindestreservesystems ausgeführt wird. Hier heißt es: "Unter einem Mindestreseve-Kreditsystem versteht man die Geschäftspraktik, bei der Banken nur einen Teil ihrer Einlagen als Reserve (in Form von Bargeld oder liquiden Vermögenswerten) vorrätig haben und den Rest als Kredite verleihen können, bei gleichzeitiger Verpflichtung, alle Einlagen auf Verlangen sofort auszuzahlen. Dies ist ein universelles Vorgehen bei modernen Bankgeschäften … Es liegt in der Natur des Mindestreserve-Bankwesens, dass die Banken dabei nur einen Teil der für die Auszahlung aller Sichteinlagen und in Umlauf gebrachten Banknoten erforderlichen Bargeldreserven vorrätig haben …. Wenn das Mindestreservesystem funktioniert, dann deshalb, weil:

1. über eine bestimmte Zeitspanne die Auszahlungsforderungen größtenteils oder sogar vollständig durch neue Einlagen oder die Ausgabe von Banknoten ausgeglichen werden. Die Bank muss also nur die überschüssigen Auszahlungsforderungen befriedigen.

2. zu einem bestimmten Zeitpunkt nur wenige Kunden tatsächlich die Auszahlung ihrer Sichteinlagen verlangen bzw. Zahlungsaufforderungen vorlegen.

3. die Kunden in der Regel ihre Gelder langfristig bei der Bank anlegen.

4. die Bank normalerweise genügend Bargeldreserven vorrätig hat, um den Nettobetrag der Auszahlungsforderungen begleichen zu können.

Sind die Beträge der auszuzahlenden Sichteinlagen ungewöhnlich hoch, wird die Bank nur noch über wenige Reserven verfügen und ist gezwungen, neue Gelder von zusätzlichen Kunden aufzubringen (z.B. indem sie Kredite auf dem Geldmarkt aufnimmt oder von anderen Banken gewährte Kreditlinien in Anspruch nimmt) und/oder Vermögenswerte verkauft. Damit vermeidet es die Bank, ohne ausreichende Reserven dazustehen und ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können. Wenn die Gläubiger Angst haben, dass die Bank nicht mehr genug Bargeld zur Verfügung hat, haben sie ein Motiv, sich so schnell wie möglich ihre Einlagen auszahlen zu lassen und lösen damit einen Ansturm auf die Bank aus." - so im letzten Jahr bspw. bei Northern Rock erlebt.

Wäre also das, was Bernard Madoff jahrelang tat, legal gewesen, wenn er eine Bank gewesen wäre? Die Antwort scheint auf den ersten Blick leicht zu fallen, weil wir irgendwie - ohne es begründen zu können - annehmen, dass eine Bank genau so strafbar gehandelt hätte, wenn sie das, was Madoff tat, zum Prinzip erhoben hätte. Wo aber liegt der Unterschied? Nun, zunächst einmal darin, dass die Bilanz einer Bank neben deren Verbindlichkeiten auch Forderungen und sonstige Vermögenswerte ausweist, die in der Summe - unter Berücksichtigung des Eigenkapitals sowie des Gewinns/Verlustes - deckungsgleich mit den Verbindlichkeiten sind, während bei Madoff eben Vermögenswerte "bilanziert" wurden, die in der Realität nicht vorhanden waren.

Aber kommt das bei Banken nicht auch vor? Sind die in den Bilanzen enthaltenen Vermögenswerte richtig bewertet? Natürlich nicht, denn was ist schon der "richtige Wert" einer Aktie oder einer Anleihe? Also behilft man sich mit Fiktionen, die im Idealfall zu stillen Reserven in der Bilanz führen. Wie sich dem staunenden Bürger aber zunehmend offenbart, kann es sich bei den stillen Reserven auch schon mal um ganz leise tickende Zeitbomben handeln. Explodiert die Bombe dann unerwartet, so wird natürlich der Wert in der Bilanz durch entsprechende Abschreibungen ordentlich berichtigt. Ist ein Schaden noch nicht quantifizierbar, so wird über entsprechende Rückstellungen, die sich ertragsmindernd auswirken, zunächst einmal Risikovorsorge betrieben. Doch indem der Kreislauf weiter in Schwung gehalten wird, konnten solche Ertragslöcher über Jahrzehnte immer wieder kompensiert werden und meist kam es dabei zu derart hohen Überschüssen, dass wir das Streben nach einer Eigenkapitalrendite von 25% als ganz normal hinnahmen, obwohl derartige Renditen doch eigentlich gar nicht in unser Anlage-Weltbild passen. Der Vorteil der Banken: Ihnen ist erlaubt, was einem Vermögensverwalter bei Strafe verwehrt ist, nämlich mit dem ihnen anvertrauten Anlagekapital Rendite zum eigenen Vorteil zu erwirtschaften.

Bereits 1934 schrieb Elgin Groseclose, der damalige Direktor des "Institute for International Monetary Research", ironisch: "Ein Lagerverwalter, der ihm anvertraute Güter zu seinem eigenen Vorteil gebraucht, indem er sie selbst benutzt oder an eine anderen Person ausleiht, tut Unrecht, denn für eine Konversion ihm anvertrauter Güter muss er sich zivilrechtlich, wenn nicht sogar strafrechtlich verantworten. Durch eine Kasuistik, die jetzt zu einem ökonomischen Prinzip erhoben wurde – die aber außerhalb der Bankenwelt von niemandem verteidigt wird –, unterliegt ein Lagerverwalter, der mit Geld zu tun hat, einem göttlicheren Gesetz: Der Bankier hat die Freiheit, das ihm anvertraute Geld zu seinem privaten Vorteil und gegen Zinsen zu verwenden … Er könnte sogar noch weiter gehen. Er könnte fiktive Einlagen in seinen Büchern erzeugen, die bei einer Vermögensaufteilung im Falle ihrer Liquidierung genauso behandelt und bewertet werden wie tatsächliche Einlagen."

Und der Staat? Der hat den Vorteil, dass er noch nicht einmal bilanzieren muss (wobei man fairerweise annehmen sollte, dass die Bilanz unter Berücksichtigung aller Vermögenswerte eines Staates in der Regel wesentlich besser aussehen dürfte als die der meisten Banken). Unabhängig davon bedient er jedoch zweifelsfrei seine Anleger hinsichtlich der Rendite und/oder der Rückzahlung zu einem nicht unerheblichen Teil aus den Geldern neuer Anleger. So hört sich wohl die Beschreibung eines Schneeball-Prinzips grundsätzlich an - oder?

So wird das Prinzip "Kapitalmarkt" als Schneeball-Prinzip so lange funktionieren, bis aufgrund des Verschuldungsgrades das Vertrauen schwindet. Davon, dass dies hin und wieder mal geschieht, kann mancher Bundesbürger (die älteren unter ihnen werden hoffen, dass sie es kein drittes Mal selbst erleben müssen) aus eigener Erfahrung berichten, wenngleich offensichtlich aktuell das Vertrauen riesengroß ist. Wie sonst wäre es zu erklären, dass die USA trotz ihrer massiven Probleme noch nie derart wenig für ihre Schulden bezahlen mussten. Wer aktuell eine US-Staatsanleihe mit 30-jähriger Laufzeit kauft, bekommt dafür weniger als 3% Zinsen pro Jahr. Faszinierend in diesem Zusammenhang ist, dass Experten sogar noch eine weitere Senkung der Rendite erwarten. Offensichtlich glaubt (oder zumindest hofft) man, dass die USA es schon packen werden.

Hoffnung ist indes ein schlechter Ratgeber für Anlagestrategien. Was also sind die Konsequenzen? Für die meisten Anleger sind es die ganz normalen - mit großer Instinktsicherheit natürlich einmal mehr die falschen - Konsequenzen. Man zieht sich - teilweise unter Inkaufnahme schrecklicher Verluste - aus den Anlageklassen zurück, die jüngst enttäuschten, um dort zu investieren, wo es zuletzt gut gelaufen ist. Besser wäre es, sich darüber Gedanken zu machen, welches Schicksal Staatsanleihen droht, wenn - erste Anzeichen dafür sind zu registrieren - sich institutionelle Anleger (zunehmend auch Fonds) aus Staatsanleihen verabschieden. Wer soll dann eigentlich die Refinanzierung für ein "Konjunkturpaket II" und ähnliche Programme in vielen anderen Ländern bereitstellen? Wäre es in letzter Konsequenz nicht vorstellbar, dass die Bonität des Staates erheblichen Schaden nimmt oder dass der Staat (also beispielsweise die Bundesrepublik Deutschland) den Bankrott erklären muss? Ob dann noch jemand mit dem Slogan "Cash ist Trumpf" punkten kann? Fakt ist: Jedes Schneeball-Prinzip findet irgendwann zwangsläufig sein Ende. Hoffen wir, dass wir es nicht erleben müssen.

 

 Finanzierung als staatlicher Auftrag?

Wie heißt es so schön: "Leben heißt Veränderung". Aber Veränderungen sind immer Gegenstand heftiger Diskussionen. Wenn wir über Zukünftiges nachdenken, orientieren wir uns immer daran, wie es vorher war und versuchen anhand des Bisherigen die Vor- oder Nachteile einer Veränderung zu analysieren. Und so wird jede Veränderung immer nur ein Kompromiss aus dem "Das war schon immer so" und dem wirklich Sinnvollen sein. Dabei sind wir uns im Klaren darüber, dass manche Veränderung völlig anders aussehen würde, wenn das, was schon immer war, völlig anders gewesen wäre.

Eine der derzeit größten Veränderungen ist wohl die zunehmende Verstaatlichungstendenz der Banken im Zuge der globalen Finanzkrise. Häufig diktieren dabei Notwendigkeiten das Geschehen, so dass sich die Frage nach einer wirklich sinnvollen Lösung gar nicht mehr stellen mag. Wer mag heute noch eine sichere Prognose abgeben, ob Staaten sich wirklich nur vorübergehend an Banken beteiligen, um diese zu retten und anschließend wieder zu privatisieren? Können wir uns nicht genau so gut vorstellen, dass in absehbarer Zeit Gesetze gemacht werden, welche generell die Finanzierung zum staatlichen Auftrag erklären? Was spräche eigentlich dagegen, werden sich manche fragen. Immerhin ist der Staat doch auch für das Drucken von Papiergeld und das Prägen von Münzen zuständig. Warum nicht das, was die KfW bislang in begrenztem Rahmen machte (wir meinen jetzt das Finanzierungs- und nicht das Anlagegeschäft) künftig flächendeckend als staatlichen Auftrag begreifen?

Doch dieser Grundsatzfrage folgt zwangsläufig eine Reihe weiterer Fragen. Ist beispielsweise eine freie Marktwirtschaft überhaupt denkbar, wenn es keinen Wettbewerb um Finanzierungen mehr gibt. Umgekehrt stellt sich aktuell allerdings auch die Frage, ob es eine freie Marktwirtschaft ohne Finanzierungen fortbestehen kann. Denkt man weiter, so kommt man sich bald vor wie beim Mikadospiel, bei dem die Mikados so unglücklich gefallen sind, dass jeder auf der einen Seite unter einem anderen liegende mit der anderen Seite auf einen anderen Mikado gefallen ist. Nichts kann bewegt werden, ohne zwangsläufig andere - vielleicht gar nicht beabsichtigte - Veränderungen mit sich zu bringen, deren Folgen dann schon überhaupt nicht absehbar sind. So weiß heute kein Mensch, wie sich die Konjunkturprogramme der verschiedensten Länder tatsächlich auswirken werden.

Gerade verliert das britische Pfund drastisch an Wert, weil man befürchtet, dass Großbritannien gezwungen werden könnte, weitere Bankenverstaatlichungen vorzunehmen. Nachdem bereits das Länder-Rating von Spanien und Griechenland herabgestuft wurde, würde man einen Verlust des AAA-Ratings von Großbritannien als größere Katastrophe einstufen. Immerhin beträgt die Bilanzsumme der britischen Banken rund das 4,5-fache des Bruttoinlandproduktes. Staatliche Garantien in einer solchen Größenordnung würden die finanziellen Möglichkeiten des Inselstaates völlig überfordern und ein ähnliches Schicksal wie in Island heraufbeschwören - nur dass die Dimension eine völlig andere wäre.

Sieht man sich die Marktkapitalisierung der größten Banken an, so graust es einen. Immerhin müsste man doch denken, dass nach staatlichen Rettungspaketen und -schirmen das Vertrauen wieder wächst. Doch eineinhalb Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise zeichnen die Märkte ein düsteres Bild und bekanntlich haben die Märkte stets Recht. Wenn dem so ist, dann müssen wir angesichts der Zahlen in der folgenden Tabelle Schlimmes befürchten.

Bank

Marktkapitalisierung in Mrd.$

Veränderung

Juni 2007 Januar 2009
Citigroup 255 19 -92,5%
HSBC 215 97 -54,9%
JP Morgan 165 85 -48,5%
Royal Bank of Scotland 120 5 -95,2%
Banco Santander 116 64 -44,8%
UBS 116 35 -69,8%
BNP Paribas 108 33 -69,4%
Goldman Sachs 100 35 -65.0%
Unicredito 93 26 -72,0%
Barclays 91 7 -92,3%
Société Générale 80 26 -67,5%
Deutsche Bank 76 10 -86,84%
Quelle: JP Morgan

Die Diskussion, welches der richtige Weg ist, erübrigt sich, wenn es nur einen Weg gibt. Dafür, dass man diesen Weg geht, muss man sich übrigens weniger schämen als für das, was einen auf diesen Weg gebracht hat. Als Befürworter einer freien Marktwirtschaft können wir nur hoffen, dass die aktuelle Notwendigkeit nicht als Rechtfertigung für dauerhafte Verstaatlichung herangezogen wird. Wir sollten immer wieder daran denken, dass staatliche Banken nicht gezeigt haben, dass sie es besser können, wenngleich jüngste Veröffentlichungen hinsichtlich eines erst zu einem Viertel wertberichtigten Volumens von 300 Milliarden Euro an "toxischen Assets" in deutschen Bankbilanzen nachdenklich stimmen. Trotzdem wird die Situation künftig sicherlich nicht durch fehlenden Wettbewerb besser.

 


Fonds-Check: Globale Volatilität als Wert

In unserem Newsletter vom Mai 2008 hatten wir erstmals über einen Fonds berichtet, der die Volatilität eines Aktienmarktes als eigene Assetklasse erschließt. Der damals vorgestellte Fonds beschränkte sich auf den Euro-Aktienmarkt. Die Empfehlung hat sich für unsere Kooperationspartner gelohnt, denn in der zweiten Jahreshälfte konnte der Fonds in Zeiten, in denen Aktienfonds dem Depot überwiegend weiterhin Minus bescherten, mit einem Wertzuwachs von 13,57% einiges wieder glätten. Insgesamt belief sich der Wertzuwachs in 2008 auf sage und schreibe 22,56%, wobei wir in der ausführlichen Beschreibung des konzeptionellen Ansatzes klar gemacht haben, dass dieser Fonds nicht dauerhaft derartige Ergebnisse produzieren kann, weil er in bestimmten Phasen einen Teil wieder abgeben muss - Details dazu können im damaligen Newsletter nachgelesen werden.

Zeitgleich mit der Erstellung des seinerzeitigen Newsletters wurde die Deutschlandzulassung eines nach gleichem Konzept agierenden globalen Fonds bekanntgegeben. Daten zur Entwicklung standen uns seinerzeit noch nicht zur Verfügung. Doch die Idee war uns auf Anhieb klar: Da sich die Volatilität in verschiedenen Aktienmärkten nicht immer parallel entwickelt, kann durch Abweichen von der neutralen Position (50% USA / 30% Europa / 20% Japan) dort übergewichtet werden, wo man am stärksten vom Durchschnitt abweicht.

Der grafische Vergleich über die letzten 12 Monate zeigt, dass sich nicht immer ein berechenbarer Vorteil ergibt, da sich von einer als besonders hoch oder tief eingeschätzten Volatilität natürlich häufig erst mal noch Veränderungen in die falsche Richtung ergeben. (Grafik zum Vergrößern anklicken).

Trotzdem überzeugt uns diese Erweiterung des Konzeptes, wobei stets darauf hinzuweisen ist, dass Vermittler genau wissen müssen, worüber sie hier reden. Andernfalls kann es mal wieder leicht passieren, dass derartige Fonds aufgrund guter Performance angepriesen werden, um dann zu enttäuschen, weil man sich nicht darüber im Klaren ist, wie diese Fonds funktionieren. Dies wäre dann ungefähr so, als ob man den Frostwächter in der Gartenlaube im Sommer mit der Begründung verschrottet, dass es ja warm genug sei.

Lösungen wie diese können dazu beitragen, Depots weiter zu diversifizieren und deren Entwicklung zu stabilisieren. Wir stehen sicher nicht alleine mit der Einschätzung, dass dies in diesem Jahr genau so wichtig sein wird wie im vergangenen.

 

Das immer wieder verwendbare Zitat

Erst wenn ein Anzug abgetragen ist,
beginnt seine Glanzzeit.

(Heinrich Wilhelm Rühmann, deutscher Schauspieler, 07.03.1902 - 03.10.1994)
 


Wir wünschen Ihnen auf jeden Fall viel Erfolg bei Ihren Dispositionen und verbleiben vorerst
mit freundlichen Grüßen
AECON Fondsmarketing GmbH
Ihr Investment-Provider

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